Wer möchte wohl Kaspar Hauser sein

Ein Tanzstück

Städtische Bühnen Nürnberg, Gr. Haus

Jahr: 2000

Choreografie: Daniela Kurz

Bühne: Stefan Morgenstern

Kostüme: Daniela Kurz u. Stefan Morgenstern

Videoprojektionen: Studio Azurn

Foto: Sabine Heymann

Project Description

„ …Daniela Kurz ist ein großer Wurf gelungen, ihr Tanzstück macht Kaspar Hausers Schicksal zu einer Parabel der (Un- ) Freiheit des Menschen und lotet die Mechanismen zwischen Ausgrenzung und Assimilation aus. Bühnenbildner Stefan Morgenstern entwirft dazu schlicht raffinierte Konstruktionen, die zwar Horizont andeuten, aber in Wahrheit Begrenzungen sind. Und das Studio Azzurro steuert eine poetische Videokunst bei, wie man sie im Opernhaus zuvor noch nie gesehen hat…“

- Thomas Heinhold / Nürnberger Zeitung

„ …Wo in Stuttgart die Kooperation von Schauspiel und Ballett uns mit dürftigem Text, mageren Gesangs- und Tanzeinlagen abspeist, ertrinken wir in Nürnberg fast in einer Flut an Bildern und Einfällen. Manchmal etwas zu rätselhaft, oft etwas zu ausführlich, aber immer in verblüffenden monumentalen Szenen, die der Bühnenbildner Stefan Morgenstern mit den Mailänder Multimedia Spezialisten von Studio Azzurro gestaltet hat, geht es hier um einen, der anders ist als die anderen und der sich deshalb bald in der eigenen Haut fremd fühlt…
…Wer im Räderwerk Gesellschaft nicht aufgerieben werden will, muss sich anpassen. Wir erleben – zu einer Collage mit Klängen zeitgenössischer Komponisten – einen Deformationsprozess mit tödlichem Ausgang: Kaspar in einem schachtelartigen Käfig, dessen Wände über ihm zusammenklappen und ihn zu Verrenkungen zwingen; Kaspar auf einem überdimensionalen, offenen Buch, das ihn am Ende verschlingen wird. Zu Anfang regnet es auf einer riesigen Leinwand Blut, am Ende Messer; auch dazwischen lässt Daniela Kurz der Menschlichkeit wenig Raum. Wer will, darf schon Kaspar Hauser sein.“

- Andrea Kachelries / Stuttgarter Nachrichten

„ …Wieder und wieder fallen die verschiedenen Kaspars fast zu Boden – oder auch ganz, wieder und wieder verknoten sie sich ihre Beine, rappeln sie sich aus den unmöglichen Stellungen auf, – hervorragend Luca Marazia, der, mit staunenden Augen, sich in einem windschiefen, sich ständig bewegenden offenen Würfel von Wand zu Wand schmeißt, derweil sich die Gesellschaft in harmonischem Gleichtanz wiegt.
Das Stück beginnt im engen Verlies, wo Kaspar nur sitzend und liegend sich bewegen kann. Eidechsen, Käfer, Mäuse lassen die Videokünstler von Studio Azzurro so über die Bühne krabbeln und aus Lautsprechern sirrend die Streicherklänge von Savatore Sciarrino. Und das Stück endet in einem Buch, welches Stefan Morgenstern in gigantischen Dimensionen auf der Bühne aufschlägt. Kaspar Hauser wird von Mensch zu Mensch gezerrt, von Leere zu Leere, in der er schließlich zugrunde geht…“

- Lilo Weber / Neue Züricher Zeitung

…Angstvoll beschränkten Ausdruck und Studio Azzurros grandiosen 3-D-Farb-&Lichtübermalung der schönen Bühne von Stefan Morgenstern…“

- Malve Gradinger / Münchner Merkur

„ …Alle sind Kaspar oder Masse, Mensch, folglich werden die Gesichter der Beteiligten wie in der Clipwerbung in rasanter Folge zum Kollektivfilm verschmolzen, später diverse Körperöffnungen. Eine Bildwand klappt auf zum Briefumschlag, virtuelle Räume entstehen (Bühne Stefan Morgenstern) und in der Musik-Melange aus zehn Komponisten irrlichtert schmachtender Minimal-Tschaikowsky…“

- Dieter Stoll / Abendzeitung

„ …Das Studio Azzurro (Mailand) hatte die multimediale Realisation mit seinen Akzenten versehen und Stefan Morgensterns Bühnengestaltung war eine der faszinierendsten Beiträge, vielleicht sogar das Nonplusultra des gesamten Unternehmens…“

- Bodo Neumann / Oberpfälzischer Kurier