Hin und Her

Württembergische Landesbühne, Esslingen

Jahr: 1996

Regie: Ernst Konareck

Bühne: Stefan Morgenstern

Kostüme: Michael Sieberock-Serafimowitsch

Musik: Till Löfler

Foto: Silke Eberspächer

Project Description

„ … Wurde in der Uraufführung das „moderne Bühnenbild, mit seinem sorgfältig betrachten Drum und Dran der Staffage, frei schwebenden Wolken und Gestirnen“ gelobt, so kann man dieses Lob auch uneingeschränkt der von Stefan Morgenstern gestalteten Bühne der Esslinger Aufführung zollen.

Auf der linken Seite im Staat Y standen ein eher altertümliches Zollhaus und ein Telegrafenmast mit einem sprechenden und sich bewegenden Pleitegeier auf der Leitung. Auf der rechten Seite im Staat X befand sich ein modernes Zollhaus in grau.

Beide Zollhäuser waren funktionstüchtig im Baukastensystem. Dazwischen markierte eine blaue Stoffbahn den Fluss und darüber spannte sich die Grenzbrücke, auf der sich ein Privatpädagoge als Angler niedergelassen hatte…“

- Dieter Schnabel / Filderzeitung

„ … Auch Bühnenbildner Stefan Morgenstern unterstreicht den verallgemeinerten Wunsch-Traumcharakter. Die grüntunkende Wiesenlandschaft im Hintergrund ist ein Reklameplakat, der Grenzfluss ein schönes blaues Tuch, das sich über die Bühne nach vorne schlängelt. …“

- Armin Friedel / Esslinger Zeitung

„ … Ernst Konarek und Till Löffler (Musik) haben aus Horvaths weitsichtigem Vers ein zeitliches Vergnügen gemacht – augenzwinkernd und sensibel, ohne verbitterte Klage zu führen, fast beiläufig die zynische Pseudologik kleinkarierter Kirchturmpolitiker entlarvend. Stefan Morgenstern (Bühne) hat aus den Grenzstationen raffinierte Kompaktbehörden geschaffen. Links braun und verlottert, rechts grau und überkorrekt organisiert, lassen sie sich in Wohnstuben, Badezimmer oder Arrestzellen verwandeln. Ein Telegrafenmast treibt junge Zweige, von einem plappernden Automatengeflügel (Habsburger Adler, Unglücksrabe, Pleitegeier?) als Wohnstadt auserkoren. … “

- Hartmut Zeeb / Lift

„ … Brüllend komisch, typengerecht überzeichnet und mit einem unübersehbaren Hang zum Skurrilen hat Konarek Horvaths Stück auf die Bühne gebracht und hielt sich dabei streng an Horvaths Vorgabe, eine Nestroy gemäße Posse zu schaffen.

Gleichwohl steckt der Wurm in diesem Puppenschlag, der jegliche Metaphorik im Sinne von „Verbindung“ Lügen straft. Warum weiß der Geier, den man durchaus befragen kann, weil Bühnenbildner Stefan Morgenstern ihn inmitten ins Geschehen gepflanzt hat, so dass das Federvieh mit menschlich erzeugten Wörtern papageienhaft die fatale Einsamkeit der Figuren unterstreicht. … “

- Helga Stöhr-Strauch / Kultur

„ … Neben dem einfallsreichen gelungenen Bühnenbild wurde dem Publikum eine überzeugende schauspielerische Leistung geboten. …“

- Amtsblatt Leinfelden-Echterdingen

„ … So wird Havliceks Herkunftsstaat zu einem, wenn auch verkommenen, so doch gemütlichen Ursprungsland, dem Relikte der k. u. k. -Monarchie ihrem unverwechselbaren Stempel aufgedrückt haben: Mit einem Grenzposten, den Bühnenbildner Stefan Morgenstern als eine Mischung aus Beichtstuhl und vielseitiger verwendbaren Kleiderschrank gestaltet hat und vor dem sich Grenzorgane der alten Zeit (Max Reimann/Ernst Specht) unbeschwert saufend und schwadronierend ihre Fußwege widmen können.

Allerdings: der Pleitegeier ist hier zu Hause. Und wenn er als eine motorbetriebene Mischung aus Kuckuck, Nachtigall und Papagei das Geschehen kommentiert, bekommt er durchaus den Charakter eines Unglücksboten. Sitzt er doch im wahrsten Sinne des Wortes auf der Nahtstelle zwischen alter und neuer Welt: Auf einem Telegrafenmasten, von dem aus Konstantin das Grenzorgan der anderen Seite seine Befehle empfängt…“

- Hanna Meinzer / Stuttgarter Nachrichten