The tragedies of Othello

The tragedies of Othello (Neufassung)

Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

Jahr: 2015

Choreografie: Bridget Breiner

Bühne u. Kostüme: Stefan Morgenstern

Project Description

Mit einem Augenzwinkern

Was ist so „süß“ an Shakespeares Tragödie Othello? Und was so „“tragisch“ an Kevin O’Days Bäumchen-wechsel-dich-Spiel …with the lights on? Welche „süße Tragödie“ verbirgt sich hinter Marco Goeckes Tanzstück Sweet, Sweet, Sweet für 99 oder ein paar mehr schwarze Luftballons und ein Dutzend gut gelaunter Tänzer? Spekulationen beflügelt der gebürtige Wuppertaler, langjähriger Stuttgarter Hauschoreograf, der nun beim Nederlands Dance Theatre engagiert ist, mit seiner Widmung für Leander Maximilian Goecke: Ist’s ein früh verstorbener kleiner Bruder oder Sohn oder Ehemann? Wie dem auch sei: nehmen wir den Titel des neuen Gelsenkirchener Ballettabends nicht zu wörtlich und genießen einfach die großartige kleine Truppe von Bridget Breiner, die sich selbst wieder mit geballter Energie und Brillanz als Tänzerin und Choreografin profiliert.

(…) Neu zugeschnitten auf ihre aktuelle Kompanie hat die Amerikanerin The Tragedies of Othello – ein großer Wurf!

Shakespeares Tragödie hat sie auf die fünf Protagonisten reduziert und sich ganz auf deren emotionale Befindlichkeiten konzentriert. So gewinnt sie dem Drama sowohl in der Dramaturgie als auch in der Charakterzeichnung durch ihre variable Tanzsprache ganz neue Akzente ab, die die Tänzer vorzüglich übermitteln. Ein wahrer Despot ist Othello (Ordep R. Chacon), ein völlig verstörtes Seelchen Desdemona (Rita Duclos), Cassio ein unschuldig verspielter Beau, der beide Frauen hofiert (José Urrutia), Jago ein brutal aggressiver, skrupelloser Macho (Valentin Juteau). Emilia, seine Ehefrau und Desdemonas Vertraute, verzweifelt an ihren Schuldgefühlen und der Trauer. Die überaus anmutige Nora Brown tanzt sie im anrührendsten Solo des halbstündigen Balletts. (…)

Marieluise Jeitschko / theater puro

Neuer Ballett-Dreiteiler stürmisch gefeiert

(…) Ballettchefin Bridget Breiner konzipierte einmal mehr einen opulenten Abend, der Handlungsballett mit zeitgenössischem Tanztheater verbindet, der die elegante Körpersprache der Klassik mit dem kraftvollen Bewegungskanon der Moderne kontrastiert. Die US-Amerikanerin holte sich für ihren bittersüßen Dreiklang zwei Weltklasse-Choreographen ins Haus.

(…) In einen abstrakten, assoziativen Prolog und Epilog bettet Breiner ihr halbstündiges hochdramatisches Handlungsballett „The tragedies of Othello“ ein. Während zunächst zur Musik von Henryk Gorecki Intrigant Jago (stark: Valentin Juteau) mit seinem Gewissen ringt, konzentriert sich der klassisch getanzte Mittelteil zu Pablo de Sarasate auf den eifersüchtigen Othello (Ordep P. Chacon) und die Ermordung Desdemonas (Rita Duclos). Breiners Stil basiert auch hier auf klassischer Spitze, moderat kombiniert mit modernem Tanz. (…)

Elisabeth Höving / Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Kultur)

Tanz aus dem Geist des Rituals

Dieser Tanzabend hat es in sich. Praller Witz trifft auf mitreißende Rasanz und auf große Gefühle im Dreierpack der „Sweet Tragedies“. In der umjubelten Premiere im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier (MiR) bewies das Ballett im Revier, dass es im zeitgenössischen Tanz in der Top-Liga mitspielt.

(…) Traditionsbewusstsein mit innovativer Tanzsprache zu paaren, versteht auch Bridget Breiner. Ihr neu bearbeiteter Beitrag „The Tragedies of Othello“, ursprünglich 2011 zu ihren Anfängen als Choreografin in Augsburg entstanden, kommt einer Uraufführung gleich. Anders als bei Kevin O’Day dient Musik bei Breiner als Resonanzkörper des Tanzes. Sie ist der Widerhall des Dramas. Wenn im Prolog Valentin Juteau in einem ausgedehnten Solo als Jago seine tödliche Intrige schürzt, spiegelt ein Ausschnitt aus dem düsteren zweiten Streichquartett des Polen Henryk Górecki die Finsternis eines teuflischen Gemütes. Auf Pablo de Sarates „Zigeunerweisen“ folgt im Epilog ein nicht minder düsterer Auszug aus Góreckis Drei Stücken für Streichorchester. Die Agonie des Sterbens erweist sich hier im wiederholten Tod der von Othello (Ordep R. Chacon) mit ihrem Taschentuch gemeuchelten Desdemona (Rita Duclos).(…)

Bernd Aulich / Recklinghäuser Zeitung

Ein überzeugender Abend starken Tanztheaters

Einen starken Ballettabend zeigt Bridget Breiners „Ballett im Revier“ mit „Sweet Tragedies“. Die Ballettchefin präsentiert sich hier nicht nur als Choreographin, sondern auch als Tänzerin und hat sich mit Kevin O´Day und Marco Goecke zwei starke Gastchoreographen ans Haus geholt.

(…)In „The Tragedies Of Othello“ zeigt Bridget Breiner ihre konzentrierte Sicht auf den berühmten Shakespeare-Stoff. Den Rahmen bilden reflektierende Passagen zur Musik von Henryk Micolai Górecki, in denen Valentin Juteau einen düsteren Jago gibt oder Order R. Chacon als Othello und Rita Duclos noch einmal liebevoll ihre Beziehung aufarbeiten. Die reine Nacherzählung der Geschichte beschränkt sich auf den Mittelteil mit Musik von Pablo De Sarasate. Chacon ist ein liebevoller, aber stolzer Othello und Duclos eine anmutig-zarte Desdemona. Nora Brown tanzt eine temperamentvolle Emilia und José Urrutia gibt den Cassio als naiven Jüngling.(…)

Rudolf Hermes / Der Opernfreund